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Andreas Huppmann

Diplom-Mathematiker, Aktuar DAV

Hr. Huppmann


Zum Bildungsweg:

Was haben Sie studiert?

Nach meinem Abitur 1994 im Fürstentum Liechtenstein (dort Matura genannt) habe ich von 1994 bis 1999 im Großraum Paris (reine) Mathematik an den Universitäten von Versailles Saint-Quentin-en-Yvelines, Paris XI und Paris VI studiert. Mein Studienschwerpunkt war die Differentialgeometrie, das Spezialgebiet die Subriemann'sche Geometrie, in den Nebenfächern habe ich Informatik und ein bisschen Physik gehört.
Der Grund für mein "Auswandern" nach Frankreich war damals vor allem, dass die französischen Mathematiker einen ausgezeichneten Ruf haben und in vielen Fachgebieten zur Weltspitze zählen. Zudem gab und gibt es im Fürstentum Liechtenstein keine Universität, ein Ortswechsel war also ohnehin erforderlich.

Mit der Diplomarbeit habe ich schließlich mein Studium beendet, obwohl ich mir ursprünglich eine Promotion vorgenommen hatte. Abgekommen bin ich davon, da man sich aufgrund der Komplexität der Probleme und der erforderlichen Spezialisierung fachlich nur noch mit wenigen Experten austauschen kann. Mir persönlich war diese Spezialisierung zu intensiv und ich habe den Boom der Informatik-Dienstleistungen damals genutzt, um von der Uni ins Arbeitsleben in der Wirtschaft zu wechseln.

Haben Sie Praktika gemacht?

Praktika habe ich während meiner Studienzeit jeweils in den Sommermonaten gemacht. Diese waren sehr unterschiedlich, die Themen reichten von der Untersuchung der Umweltnormen ISO 14000 für die VPBank (Fürstentum Liechtenstein) über die Entwicklung einer Datenbank bei der französischen Niederlassung der Firma Hilti bis zu kleinen Forschungsarbeiten zur Spektral-Analyse im Bereich Forschung und Entwicklung am Hauptsitz der Firma Hilti im Fürstentum Liechtenstein.
Aus rein fachlicher Sicht haben mir diese aber weder an der Uni noch im späteren Berufsleben etwas gebracht. Der Nutzen lag viel mehr im Erlernen des Arbeitens in einem Unternehmen, das sich doch erheblich vom Studieren unterscheidet.

Berufsweg:

Anfang 2000 habe ich dann meinen Berufsweg als Software-Entwickler bei CS Communications & Systèmes, einem großen Informatik-Dienstleistungsunternehmen, in Paris begonnen. Die Arbeit hatte zunächst - abgesehen vom auch hier erforderlichen analytischen Denken - mit Mathematik überhaupt nichts mehr zu tun, ich arbeitete eineinhalb Jahre an der Vereinheitlichung der Verwaltungssysteme von Allianz und AGF.
Spannend war diese Arbeit vor allem aufgrund der nicht fachlichen Anforderungen: Projektarbeit, organisatorische Aufgaben und die Abstimmungen mit anderen Projektmitarbeitern. Am Rande dieser Tätigkeit habe ich erstmals die Versicherungsmathematik kennen und schätzen gelernt.

Ende 2001 / Anfang 2002 wechselte ich dann zu PROJIPE, einem anderen Informatik-Dienstleister in Paris. Ich war auf der Suche nach Möglichkeiten, mich weiter zu entwickeln. Von meinem neuen Arbeitgeber erhoffte ich mir etwas bessere Entwicklungsmöglichkeiten und Projekte, in denen ich auch meine Fachkenntnisse einsetzen konnte. Es folgte aber ein weiteres Verwaltungsprojekt bei dem Kreditversicherer Coface.

Gleichzeitig suchten viele Lebensversicherer in Deutschland Anfang 2001 Mathematiker (damals war gerade die Riester-Reform in Kraft getreten, von der sich insbesondere die Lebensversicherer viel erhofften). Da sich in Frankreich eine vergleichbare Möglichkeit nicht bot, entschied ich mich dafür, Paris zu verlassen und nach Deutschland zu kommen. Am 1.8.2002 begann ich dann als Tarif- und Produktentwickler in der Lebensversicherung bei der Hamburg-Mannheimer Versicherungs-AG. Erstmals seit meinem Studium hatte ich hier wieder mit Mathematik zu tun, meine Erfahrungen aus der IT-Branche konnte ich hier auch gut brauchen.
Nebenher machte ich, von der Hamburg-Mannheimer gefördert, die Ausbildung zum Aktuar ("Aktuare sind wissenschaftlich ausgebildete und speziell geprüfte Experten, die mit mathematischen Methoden der Wahrscheinlichkeitstheorie und der Finanzmathematik Fragestellungen aus den Bereichen Versicherungs- und Bausparwesen, Kapitalanlage und Altersversorgung analysieren und unter Berücksichtigung des rechtlichen und wirtschaftlichen Umfeldes Lösungen entwickeln." - mehr Infos unter www.aktuar.de). Richtig interessant wurde aber auch diese Tätigkeit für mich vor allem aufgrund der vielen Schnittstellen zu anderen Unternehmensbereichen: Bilanz, Rechnungslegung, Recht, Steuer, Kommunikation, Marketing, Vertrieb, Betrieb….

Ende 2004 bekam ich dann die Chance, Assistent für den unter anderem auch für die Mathematik verantwortlichen Vorstand der Hamburg-Mannheimer und der Victoria zu werden. Damit habe ich mich zwar von der Mathematik schon wieder ein Stück weit entfernt, die Themen sind dafür sehr vielseitig. Vor- und Nachbereitungen von Vorstandssitzungen, das Erstellen von Präsentationen und Presseartikeln, die Begleitung von strategischen Projekten, die Mitarbeit an Fachthemen des Gesamtverbandes der Versicherer (GDV) und der Aktuarvereinigung (DAV) gehören ebenso zu meinen Aufgaben wie eher organisatorische Aufgaben wie das Nachhalten von Arbeitsaufträgen. Diese Position habe ich auch heute noch inne, der nächste Wechsel steht allerdings bald bevor.

Zum Schluss:

Einen klaren "Plan" kann ich in meinem bisherigen Bildungs- und Berufsweg nicht erkennen, einen gewissen Mut zu Veränderungen aber durchaus. Viele Faktoren und Ereignisse, die nicht vorhersehbar waren und die ich selbst auch nicht beeinflussen konnte, haben in manchen Situationen den Ausschlag gegeben. Bei meinen Entscheidungen habe ich mich davon leiten lassen, was mir am meisten Spaß machen würde und das hat sich im Nachhinein - auch mit Glück - als richtig herausgestellt. Ich glaube, am erfolgreichsten ist man, wenn man Freude an dem hat, was man tut.


 
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