Helmut Karzel
Technische Universität München
Emanuel Sperner – Leben und Werk
auf dem Gebiet der Anordnung in Geometrie und Algebra
Emanuel Sperner, einer der bedeutendsten Mathematiker des 20. Jahrhunderts, war ein ausgezeichneter akademischer Lehrer und Lehrbuchschreiber, aber auch ein Kämpfer für die Belange der Mathematik und darüber hinaus der Universität, der vor keinen Schwierigkeiten zurückschreckte. Er verfügte über ein großes Verhandlungsgeschick und das richtige Gespür für Dinge, die sich verwirklichen ließen. Er war ein hilfsbereiter Kollege, dessen Rat gesucht wurde, der stets bereit war, Führungsaufgaben zu übernehmen und neue Dinge zu initiieren. So – während seiner Bonner Zeit, wo er sehr bald zum Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät gewählt wurde – die Einwerbung eines Lehrstuhls für Instrumentelle Mathematik und die Gründung des Nordrhein-Westfälischen Instituts für Instrumentelle Mathematik in Bonn, das später in Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung umbenannt wurde. 1954 folgte er einem Ruf an die Universität Hamburg als Nachfolger von Wilhelm Blaschke, wo er seine ganze Kraft – auch als Dekan und Rektor – in den Auf- und Ausbau der Mathematik und der Gesamtuniversität steckte. Zu erwähnen ist hier die Einrichtung eines Lehrstuhls für Statistik, die Rückberufung von Emil Artin, etwas später der weitere Ausbau des Lehrkörpers und die Verbesserung der räumlichen Situation der Mathematik. Aber auch den weiteren Bestand der „Abhandlungen aus dem Mathematischen Seminar der Universität Hamburg“ konnte er sichern.
Ich lernte Emanuel Sperner während meines Studiums in Freiburg im WS 1947/48 kennen, einer Zeit, in der Sperner ganz der Mathematik lebte und in der er seine Theorie der Ordnungsfunktionen entwickelte, die eine elegante Beschreibung und Behandlung von Anordnungsfragen in den verschiedensten Geometrien gestattet. In meinem Vortrag möchte ich einmal auf den Lebensabschnitt Emanuel Sperners eingehen, den ich als Student, als sein Assistent und Kollege kennen lernte und zum andern auf seine Beiträge zur Anordnung.