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G R U ß W O R T
von Frau Dr. Ursula Gather, Dortmund |
Sehr geehrter Herr Präsident,
lieber Herr Marti,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
ein herzliches Willkommen Ihnen allen zu den 3. Stochastik-Tagen der Fachgruppe Stochastik der Deutschen Mathematiker-Vereinigung nun auch von mir im Namen des Vorstands unserer Fachgruppe.Es ist schön, daß Sie alle hier sind. Ein ganz großes Dankeschön möchte ich gleich zu Anfang Herrn Kollegen Marti zurufen, ihm, dem Programmkomitee und seinem ganzen Team, Ihnen also, die Sie mit äußerster Perfektion und dabei ganz geräuschlos für die Fachgruppe Stochastik, für uns, diese Stochastik-Tage vorbereitet und organisiert haben. Allerbesten Dank auch Ihrer Hochschule, Herr Präsident für die formidable Gastfreundschaft.
Ansonsten möchte ich statt eines eher feierlichen Grußworts, wie es zu den Mozartklängen vielleicht besser passen würde, lieber eine ganz kurze Standortbestimmung für unser Fach wagen:
(Meine Damen und Herren), ebenso wie Sie alle, beobachte ich, daß in den experimentellen wie auch den empirischen Wissenschaften neue Sacherkenntnisse und neues Wissen über Ursache-Wirkungsmechanismen zunehmend und immer häufiger aus der Analyse und der Interpretation von umfangreichem Datenmaterial gewonnen wird. Dies gilt etwa für die Klimaforschung, die Erforschung des menschlichen Gehirns, für die Untersuchung und Optimierung komplizierter Regel- und Steuerungsprozesse i.d. Ingenieurwissenschaften und natürlich für die Bewertung von Finanzmärkten.Daß dies so ist, ist für unser Fach, die Stochastik, die Statistik ja eigentlich recht erfreulich; denn es ist ja traditionell die Stochastik, die die Methoden entwickelt, bewertet, anpaßt, verbessert, die zur statistischen Datenanalyse, zur Versuchsplanung und zur Entscheidungsfindung unter Unsicherheit benötigt und benutzt werden.
Nicht ganz beruhigend ist aber vielleicht die Tatsache, daß der Anspruch - und z.T. auch dessen Einlösung -, daß der Anspruch also, solche Methoden zu liefern und zu erarbeiten zunehmend auch von anderen Disziplinen erhoben wird.
Da gibt es Data-Mining, Wissensentdeckung in Datenbanken, Decision-Support-Systeme, Esprit-Ausschreibungen in der Informatik zur Visualisierung statistischer Daten. Vieles andere mehr ist schon auf den Markt gebracht, ganz ohne, oder fast ganz ohne Beteiligung der Stochastik. - Da schließen einige amerikanische Universitäten sogar ihre Statistics Departments -.Auf der anderen Seite hingegen ist klar, daß auch für unser Fach ein Sachverhalt gilt, der kürzlich vom Präsidenten der MPG, Herrn Kollegen Markl und auch schon von anderen bemerkt wurde. Ich meine die Feststellung, daß wir heute bahnbrechende Erkenntnisse wohl nicht mehr unbedingt im Kernbereich der Fächer erwarten dürfen, sondern daß der wisschenschaftliche Fortschritt eher immer mehr an den Rändern der Fächer und in den Überschneidungsbereichen mit anderen Disziplinen stattfindet.
Ich kann also das Kassandra-Gewand wieder ablegen, wenn auch wir, die Stochastik, offen und kompetent sind für eine disziplinübergreifende Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaften. Dies scheint aber doch der Fall zu sein, wenn man die neuen nationalen und europäischen Aktivitäten und Initiativen in und um unser Fach betrachtet: Aufbruch allerorten:
Wir sehen die europäischen Initiativen: Highly Stuctured Stochastic Systems, EURANDOM, neue DFG-Schwerpunkte und 3 Sonderforschungsbereiche in der Statik, einen neuen Studiengang "Wirtschafts- und Finanzmathematik". Und wir sehen auch das Vortragsprogramm dieser 3. Stochastik-Tage mit zahlreichen Ansätzen zu fächerübergreifender Forschung. Optimismus ist also schon angesagt und wir dürfen und sollten uns fragen, ob die Stochastik sich nicht schließlich an die Spitze der eingangs skizzierten Bewegung zu setzen vermag. Mit dieser Zielsetzung und in diesem Sinne wünsche ich Ihnen und mir eine Woche voller impulsgebender Vorträge und spannender Diskussionen.
Eröffnung der Tagung
Eröffnungsvortrag
Programmübersicht
Tagungsprogramm
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März 1998: Prof. Dr. Marti, LRT/WE1 Web Design by Mounir Chahine