Reinhard Diestel
Prüfungsinhalte Graphentheorie
Elementare Prüfungsinhalte sind zunächst alle Definitionen und
Aussagen der Sätze. Zum Grundwissen gehören auch elementare
Aussagen, die nicht die Form eines Satzes haben – etwa, dass die
Komponenten eines Graphen seine Eckenmenge partitionieren, dass
jeder Kantenzug von a nach b einen a-b-Weg "enthält", usw. Solche
Dinge sollten Sie ggf. auch aus dem Stand beweisen können: nicht,
weil Sie ihre (elementare) Beweise auswendig gelernt hätten, sondern
weil Sie sich bei jeder Verwendung solcher Grundtatsachen in
längeren Beweisen gefragt haben, weshalb dies wirklich der Fall ist,
und Sie deshalb schon etliche Male in Gedanken diese elementaren
Dinge für sich bewiesen haben. (Nicht wahr?)
Wer die Prüfung nicht nur bestehen sondern gut bestehen möchte,
sollte auch die Beweise aller Sätze zumindest ansatzweise kennen.
Rechnungen, etwa im Kapitel über Zufallsgraphen, müssen Sie nicht
lernen; Sie sollten aber in der Lage sein, sie zu erklären, wenn ich
ihnen eine aus dem Buch vorlege und genügend Zeit dafür gebe.
Hier sind ein paar typische weitergehende oder allgemeinere
Prüfungsfragen:
Graphentheorie 1:
Zu jedem Kapitel: was sind die
Leitfragen, und wie hängen diese zusammen? Gibt es Verbindungen zu
anderen Kapiteln?
Was sind die wichtigsten Invarianten für Graphen, und wie hängen
diese zusammen?
Welche Kantendichte erzwingt welche Teilstrukturen?
Führen Sie exemplarisch einen Induktionsbeweis einer einfachen
Aussage. Kann es sein, dass eine stärkere Aussage leicher mit
Induktion beweisbar ist als eine schwächere, und wenn ja, warum?
Kennen Sie ein Beispiel?
Was haben der Heiratssatz, der 1-Faktorsatz von Tutte, der Satz
von Menger, und der Satz von Kuratowski gemeinsam? Ist auch die
Hadwiger-Vermutung von diesem gemeinsamen Typ?
Was gibt es an dem vermeintlichen 3-Zeilen-Beweis der Eulerformel,
wie er in den meisten Büchern zu finden ist (und ich ihn in der
Vorlesung zur Motivation vorgestellt habe), alles zu präzisieren?
Können Sie dies präzisieren – und zumindest klarmachen, was genau
für einen präzisen Beweis alles zu zeigen ist?
Was ist so besonders an der chromatischen Zahl, verglichen mit
anderen Invarianten?
Hat die kantenchromatische Zahl als Invariante etwas zu tun mit
der gewöhnlichen chromatischen Zahl? Was unterscheidet sie
wesentlich?
Was hat das Max-Flow-Min-Cut-Theorem über Netzwerke mit dem Satz
von Menger zu tun?
Wie unterscheiden sich die typischen Fragestellungen der
Ramseytheorie von denen der extremalen Graphentheorie – etwa der
Satz von Ramsey vom Satz von Turan?
Welche seltsamen Phänomene können bei Aussagen über möglicherweise
unendliche Graphen auftreten? Nennen Sie ein paar Beispiele.
Wie vergleicht sich der Satz von Chvatal über Gradsequenzen mit
dem Satz von Dirac über Hamiltonkreise?
Was sind Zufallsgraphen, und weshalb werden sie betrachtet?
Was bedeutet die Aussage "Fast alle Graphen sind zusammenhängend"?
Ist dies der Fall?
Wie unterscheiden sich bereits im Ansatz die beiden Teile des
Beweises in Kapitel 9.4, dass die Funktion t=t(n)
Schwellenfunktion der Grapheneigenschaft P_H ist?